Firmen kommen immer wieder einmal in Bedrängnis und müssen sparen. Das ist normal. Aber warum beenden sie gerade dann die Arbeit an der Rettungsweste, welche eigentlich dem Überleben dienen soll?
Agilität beugt der Havarie vor
Gemeint ist Agilität. Sie hilft Unternehmen, sich gezielt auf die Kundenbedürfnisse einzustellen, sich effektiv auf die Erzielung des größtmöglichen Mehrwerts für den Kunden zu konzentrieren und die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen so effizient wie möglich zu gestalten. Darüber hinaus ist Agilität derzeit die beste Lösung für die Komplexität unserer Arbeitsumgebungen. Sie hilft dabei, komplexe Systeme mit Teamverantwortung unter Kontrolle zu halten und mit motivierten Mitarbeitern großartige Produkte zu entwickeln.
Doch warum stoppen die meisten Unternehmen ihre agile Transformation während einer Krise?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Die Schwierigkeit beim agilen Denken besteht darin, dass es etablierten Gewohnheiten zuwiderläuft und Menschen unter Stress in diese Gewohnheiten zurückfallen. Agile Transformation kostet Zeit und Geld und bringt in der Regel neue Rollen, Zeremonien und Prozesse mit sich. Das ist in Ordnung, denn wenn die Veränderung schnell genug und zielgerichtet erfolgt, wird sich das Ergebnis des Unternehmens verbessern und die Investitionen werden mehr als kompensiert.
Aber ist Agilität im Moment der Krise ein Streichposten? Unter Umständen ja, falls die Transformation bereits zu lange und ohne Ergebnis verläuft. Dann lief aber zuvor schon einiges falsch. Das ist leider in deutschen Unternehmen recht häufig der Fall, die sich mit der Einführung von agilen Arbeitsweisen in Zeiten des Wohlstandes sehr schwer tun.
Nach der Krise ist vor der Krise
Muss gespart werden, ist das Ergebnis deshalb klar: Die Agilität muss weg! Führungskräfte, für die Agilität nur ein unverstandener Kostenfaktor ist, sind gezwungen, zu alten Arbeitsweisen zurückzukehren. Manchmal sorgt das auch für Erleichterung und Stolz auf vergangene Führungsstile. Es gibt die Firma ja schon lange, also kann die Arbeitsweise der Vergangenheit nicht verkehrt gewesen sein.
Und dann? Nach der Krise ist man so klug wie vor der Krise. Die agile Transformation gilt als gescheitert, die Methodik ist verbrannt. Jetzt noch einmal neu zu starten, wird schwierig. Der Markt ist aber inzwischen immer komplexer geworden, die Konkurrenz schneller. Eine große Bedrohung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens!
Die Rettungsweste vor der Krise stopfen
Wenn es bei Agilität darum geht, das Richtige zu tun und jede Energie auf Lieferung und kontinuierliche Verbesserung zu konzentrieren, dann ist sie für das moderne Unternehmen von wesentlicher Bedeutung und darf nicht zum Streichposten werden.
Vielmehr gibt es Grund, sich statt der Agilität die Qualität der Transformation anzusehen, wenn diese zu schleppend läuft oder sich keine positiven Effekte einstellen. Fehlende Involvierung des Managements, Einführung unterhalb der Produktebene, mangelndes Problembewusstsein, der Glaube an heilbringende, riesige Frameworks von der Stange oder eine Nichtbeachtung der Unternehmenskultur sind die häufigsten Fehler. Firmen kennen ihre Produkte, Veränderung ist etwas Neues.
Prüfen Sie also, ob Ihre Rettungsweste Löcher hat und stopfen Sie diese frühzeitig, anstatt die Weste im Krisenfall gleich ganz über Bord zu werfen.