Es ist schlimm mit anzusehen, wie viele Teams weit hinter ihren Möglichkeiten zurück bleiben. Noch schlimmer: Wie häufig Teams ins Leben gerufen werden, ohne dass man ihnen eine klare Aufgabe gibt. Ja, natürlich gibt man schon die Verantwortung für eine Komponente oder für ein, mehr oder weniger klar umrissenes Ergebnis mit. Auf dem Papier steht dann schon, was dieses Team mehr oder weniger tun soll. Und dann lässt man das Team alleine und ärgert sich Wochen später.
Lächeln und winken!
Das Ergebnis sind dann im Trüben herumstochernde Erwachsene, die versuchen, eine Tätigkeit für sich finden, bei der sie sich wohl fühlen und derer sie sich bei einer “Kontrolle durch die Obrigkeit” nicht schämen müssen. Wie oft warst Du schon im vollen Bewusstsein der völligen Unwirksamkeit in einem Team? Oder anders gefragt: In wie vielen Situationen würdest Du Dein Geld darauf verwetten, dass Dein eigenes Team erfolgreich sein wird? Ist es ansprechbar, wenn das nicht so ist? Können wir sagen, wenn dem Team der Sinn fehlt? Oder wenn es trotz aller Bemühungen bei einer Ansammlung von Einzelpersonen bleibt, statt dass es zu einem Team kommt?
Hast Du Dein Geld schon gesetzt oder spielst Du lieber sicher? Ist Dir aufgefallen, dass Teams in solchen Situationen selten die Möglichkeit haben, zu sagen, dass ihnen etwas Wichtiges fehlt? Das ist dann peinlich, unprofessionell und unangenehm. Oder es wird nicht einmal bewusst. Stattdessen lieber so tun, als wäre alles in Ordnung. Lächeln und winken!
Der Tatsache, dass so viele Teams nicht funktionieren und auch keine Lobby haben, die sie erfolgreich positioniert, widme ich diesen Beitrag.
Standpunkte: Person – Team – Organisation
Wenn ich mir ein Team anschaue, dann sehe ich zuerst Menschen. Diese Menschen haben einen Namen, Persönlichkeit und ich kann sie dabei beobachten, was sie im Kontext des Teams tun. Mit einem Schritt zurück sehe ich dann die Teammitglieder in ihrem Zusammenwirken. Und noch einen Schritt weiter zurück sehe ich das Team, wie es in die Organisation eingebettet ist.
Meistens betrachten wir interessanterweise die Ebenen des Individuums und des Teams, selten aber blicken wir aus dem Blickwinkel der Organisation auf ein Team.
Die Bühne für das Team
Ein Team kann ohne Umfeld nicht existieren. Erst das Umfeld macht aus einer Ansammlung von Menschen (einer Gruppe) ein Team:
- Durch die Definition von Teamgrenzen (wer ist drinnen, wer ist draußen) entsteht das wichtige Wir-Gefühl.
- Durch die Aufgabe, das Ziel. Erst diese formt das Team!
Das ist aber noch nicht alles. Das Umfeld hat noch eine weitere wichtige Aufgabe zu erfüllen: Die Bühne für das Team bereitstellen.
Ein Team kann noch so toll sein: Wenn Arbeitsergebnisse nicht vom Umfeld benötigt und erwartet werden oder wenn dem Team die Außenwahrnehmung oder die Einbettung in übergeordnete Prozesse fehlt, dann ist das beste Teamergebnis im Moment seiner Fertigstellung überflüssig. Noch schlimmer, das Team verliert die Orientierung und die Menschen darin den Glauben an den Sinn ihrer Arbeit.
Die Bühne, also die Einbettung eines Teams in die Organisation, ist genauso wichtig wie das Team selbst. Es ist die Aufgabe von Führung und Organisation mit dem Team an der Bühne zu bauen.
Auch Agilität braucht Führung
Häufig beobachte ich gerade im agilen Bereich, dass der Wunsch nach Selbstorganisation und Selbstverantwortung der Teams dahingehend missverstanden wird, dass man sie nicht mehr führen darf. Das Zusammenschweißen eines Teams erfolgt aber nicht automatisch. Führung ist erlaubt und sogar notwendig – wenn auch mit einem anderen Selbstverständnis (z.B. Servant Leadership). Je reifer das Team dann wird, desto weniger Führung wird es benötigen.
Wo is’n des Hirn?
Zurück zum Titel dieses Beitrages: Führung mit Sinn. Gemeint ist, dass über den Prozess des Sinngebens die Teambildung ermöglicht wird. Sowohl innerhalb des Teams durch ein gemeinsames Ziel wie auch außerhalb des Teams durch die passende Bühne. Dies ist ein besonderer Anspruch an die Führungskraft, den Scrum Master oder aber auch an jedes Teammitglied!
Für mich bedeutet dies zum Beispiel, dass ich mich regelmäßig frage, welche Leitplanken ich geben muss, welche Erfahrungen gemacht werden müssen und wo ich durch Selbstreflexion des Teams Sinn entstehen lasse. Um mit agilen Vokabeln zu sprechen: Die Vision muss dem Team klar werden. Ein gutes Team ist sich selbst der beste Product Owner!
Oder um es mit Antoine de Saint-Exupéry zu sagen:
Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
Quelle: https://natune.net/zitate/zitat/5821